„Handelsentwicklung und Stadtplanung – erfolgreicher Handel braucht lebendige Urbanität“ – so hieß das Thema beim 5. Handelstag Anfang Juni in Nürtingen mit rund 150 Experten und Studenten. Der Handelstag wird traditionell gemeinsam vom Handelsverband Baden-Württemberg (HBW) und der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) organisiert.
Die aktuelle Situation stellt für kleinere und mittlere Städte eine echte Herausforderung dar: Sie sind in einer Trading-Down-Spirale gefangen – dies gilt besonders im ländlichen Raum und im Einzugsgebiet von Metropolen. Was sind die wesentlichen Ursachen hierfür? Sie liegen in demographischen Entwicklungen, im Onlinehandel, in der immer schwierigeren Erreichbarkeit und Attraktivität der Innenstädte sowie im insgesamt veränderten Konsumverhalten.
Die Folgen: Immer mehr Läden schließen, es gibt Leerstände, Innenstädte werden unattraktiv, die Immobilienpreise geraten unter Druck.
Ziel des Handelstags in Nürtingen war es, den Sachstand zu beleuchten und zu bewerten, spannende Beispiele zu diskutieren und schließlich Umsetzungsempfehlungen und Perspektiven des Themas aufzuzeigen.
„Der stationäre Handel hat in einem schwachen Umfeld heutzutage keine Chance“, sagte Prof. Dr. Dirk Funck von der HfWU in seiner Begrüßung, „deshalb gehören Handel und Stadtplanung zusammen.“
„Die Innenstädte sind die Hauptschlagader des stationären Einzelhandels! Nur die Städte werden weiterhin attraktiv bleiben und „überleben“, die dies erkennen und dem Handel alle Unterstützung bieten, die möglich ist“, betonte Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbandes Baden-Württemberg in ihrem Vortrag und brachte damit die Symbiose von Innenstädten und stationären Handel auf den Punkt. Sie betonte auch: „Die Stadt muss wieder zum Kulturgut werden.“ Denn auch sie brauche den Handel.
Einen Blick über Nürtingen und Deutschland hinaus warf der britische Städteforscher und Publizist Charles Landry mit seinem Vortrag „Great Partners: Distinctive local trade & virbrant urbanity“(zu Deutsch: „Großartige Partner: Unverwechselbarer lokaler Handel und pulsierende Urbanität“). „Bei Stadtplanung muss wieder mehr auf Kultur und Kreativität geachtet werden“, forderte Landry in seinem inspirierenden und außergewöhnlichen Vortrag.
Zudem sprachen Prof. Dr. Dirk Funck und Klaus Bröhl von der Firma Integrated Worlds über „Kommunale Online-Plattformen“, veranschaulicht an der Stadt Kirchheim/Teck. Ebenfalls an der Praxis orientierte sich Prof. Dr.-Ing. Silke Weidner von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg in ihrem Vortrag „Innenstädte zwischen Funktionsverlusten und Identitätslast – Fallstudien kleiner und mittelgroßer Städte“.
Als Abschluss des Programms folgte eine munter geführte Podiumsdiskussion mit Stefan Leuninger (CIMA), Prof. Dr. Oliver Frey (HfWU), Saskia Klinger (Wirtschaftsförderung Kirchheim/Teck) und Sven Oliver Maier (Maiers Bettenwarenfabrik, Bad Boll).
Moderiert wurde der Handelstag von Dr. Ellen Fetzer (HfWU).